Gestern kam ich meiner Urangst auf die Schliche. Es gibt verschiedene Urängste. Meine Urangst ist das Verlorensein. Es ist ein Gefühl des verlorenen Umherirrens. Eine Leere in mir, ein fehlendes Ich-Gefühl, eine fehlende Orientierung oder Richtung. Als lägen meine Einzelteile zerstreut herum in einer fremden Außenwelt. Ich nehme die fremde Außenwelt dann sehr intensiv wahr, aber mich selbst nicht. Ohne Halt suche ich nach einer Möglichkeit, mich zu spüren oder mich gespiegelt zu sehen. Dieses Gefühl kann sich zunächst tarnen als Wut oder eine Frustration, heute unproduktiv gewesen zu sein, also keine (vermeintliche) Erfüllung in mir zu spüren. Gestern war genau diese Frustration und Unzufriedenheit in mir.
Nachdem ich bereits zwei Stunden mit ihr verbracht hatte in der Hoffnung, sie möge von selbst wieder verschwinden, legte ich mich aufs Bett und fasste den Entschluss, an den Urgrund dieser Unzufriedenheit zu gelangen. Tief in mir weiß ich, dass sie auf Illusionen aufbaut und nicht da wäre, wenn ich tief in meiner Essenz schwingen würde, ganz angebunden an das Sein.
Ich extrahierte das bloße Gefühl der Unzufriedenheit; ohne Gedanken, nur fühlen. Innerlich weich werden, ganz sanft, und tief in das Gefühl eintauchen. Es in den Arm nehmen wie einen Freund. Das ist eine sehr faszinierende Methode für den Umgang mit extremen, „hartnäckigen“ oder unterdrückten Gefühlen. Ich gelangte in die tiefere, darunterliegende Schicht: Leere und Identitätslosigkeit. Mein Verstand denkt, er muss tun und tätig sein, um dieser Leere zu entgehen und sie zu füllen. Das ist Tätigkeit aus dem Mangel mit der Konsequenz, dass sich die erwünschte Erfüllung nicht einstellen wird. Ich drang noch tiefer an den Kern meines Zustandes und da lag meine Urangst. Die Angst vor dem Verlorensein, nicht gesehen zu werden, ganz allein, abgeschnitten von anderen und von allem was ist. Mutterseelenallein ohne Daseinsberechtigung. Ur-ur-urangst vor dem eigenen Tod.
Spätestens an dieser Stelle wird oft zum Glas gegriffen oder ein Freund angerufen und sich verabredet oder eine Serie angeschaltet oder eine Zigarette geraucht. Um DAS nicht zu spüren. Diesen unaushaltbaren Schmerz. Dieses unfassbar unheimliche Alleinsein.
Und ich kann es so verstehen! Ich kann dich verstehen!
Aber du kannst lernen, dir all das zu ersparen, dieses Handeln aus dem Mangel und aus der Not, zur Beruhigung und Betäubung. Wenn du an genau dieser Stelle nur noch einen Schritt weitergehst. An dieser Weggabelung, an der du bereits etliche Male den gewohnten, aber oft toxischen Weg gewählt hast, steht dir auch jedes einzelne Mal die Möglichkeit offen, den anderen nachhaltigen, dich erfüllenden Weg zu wählen, der dich deine wahre Macht und Größe erfahren lässt.
Alles, was du tun musst, ist weiter in das Gefühl hineinzugehen. Weiter in das schwarze Loch zu sinken. Es auf weiche Art innerlich ganz annehmen, ganz zulassen. Denn am Grund dieses schwarzen Loches wartet ein Geschenk auf dich. Deine Essenz. Dein Frieden. Dein tiefstes Urvertrauen.
Das Gefühl selbst wird dich nicht umbringen, auch wenn es sich anfänglich so anfühlt. Es möchte nur eines und zwar Raum bekommen und sich als Energie weiter fortbewegen. Du kannst ihm diesen Raum geben, fühlen und dadurch hat es seinen „Job“ in deinem System erledigt und geht von selbst. Es steigt auf. Die niedrige Schwingung wird angehoben und verwandelt sich in eine hohe Schwingung. Das ist wahre Alchemie. Transmutation.
Ich schritt durch die Angst und fand tiefen Frieden in mir, der nur darauf wartete, sich auszudehnen. Und das ist, was ich bin in Wahrheit und was du bist in Wahrheit.
Ich schrieb:
Danke.
Danke.
Danke.
Danke, dass ich gelassen bin wie ein Berg und über mein Reich schaue, den Horizont immer im Blick. Gelassen. Ruhig. Mächtig. Tiefe Urkraft. Alles ist gut.
Danke für die tiefe Weite in mir. Für all die Fassetten meiner weiblichen Energie – pure Fülle.
Alles ist da, in mir. Alles, was ich brauche und jemals brauchen werde.
Da ist unendlich viel Zärtlichkeit und Liebe, Sanftheit, die ich zu verschenken habe. So unendlich viel. So viel Berührung. So viel Inspiriertsein. So viel Spaß. Ein nie endender Quell. Darüber muss ich mir also keine Gedanken machen, nie mehr muss ich besorgt sein. Jede Sorge, jeder Druck, jedes Leeregefühl ist eine Illusion, ist nicht was ich in Wahrheit bin.
Danke für dieses unendlich himmlische Zuhause in der Beziehung zu Marian. Danke für diesen wundervollsten aller Menschen in meinem Leben, Maël. Für meine liebende Familie. Für meine Schwestern. Danke für die Weichheit in meinem Becken. Danke für die wundersame Geborgenheit hier in diesem Schlafzimmer und in dieser Wohnung mit meinen beiden Männern. Dieser heilige Raum. Danke, dass ich all das verdient habe. All diese Fülle, das Glückseligsein. Dass ich es mir wert bin. Danke für die goldene Zukunft, die uns noch erwartet und die die Welt erwartet. Danke, dass ich in diesem Leben dazu eingeladen und aufgefordert werde, mich zutiefst zu lieben und anzunehmen und in diesem Sosein ewig zu verweilen in tiefer Entzückung über das Leben. Danke für den Frieden in mir, puren FRIEDEN.
Danke, dass ich niemand anderes brauche, um Verbundenheit zu spüren. Danke für die Erkenntnis, dass ich die allerschönsten Momente meines Lebens oft ohnehin allein (aber ganz nah bei Gott) hatte.
Ewiger Frieden in meinem Raum.