Mängelexemplar heißt ein Film nach dem gleichnamigen Buch von Sarah Kuttner, der mich sehr bewegt hat. Es geht um Karo, wahrscheinlich Mitte bis Ende Zwanzig, und ihr zunächst noch sehr oberflächliches Leben. Sie führt eine Beziehung mit einem Typen, den sie eigentlich gar nicht leiden kann und wird in ihrem Job gefeuert wird, weil sie zu anstrengend, ungeduldig und viel zu emotional ist. Rastlos und panisch versucht sie Halt bei ihrer besten Freundin zu finden, die mit ihren eigenen Problemen zu tun hat und sie vor den Kopf stößt. Karos Stimmungen, Gedanken und ihr Kopf-Kino switchen vom eine ins andere Extrem bis ihr Freund mit ihr Schluss macht und sie endgültig zusammenbricht. Sie fällt in eine Depression und bekommt regelmäßige Panikattacken. Angesichts des Abgrunds der sich ihr auftut, beginnt sie eine Therapie und fängt Stück für Stück an, sich selbst ernst zu nehmen, kennen zu lernen und herauszufinden, warum sie sich bisher nicht lieben konnte.
Ich war sehr erstaunt und erfreut über die Thematisierung des „Inneren Kindes“ (Foto) in einem Film, der in relativ „mainstreamigen“ Kinos lief und über den Fokus auf die detaillierte Dokumentation und Vermittlung dessen, was es heißt, eine Depression zu erleben. Kein Weinen, kein Wutausbruch und keine Panikattacke sind zu viel oder überzogen inszeniert, denn genau so ergeht es dir, wenn du drin steckst. Mit großem Einfühlungsvermögen für ein sensibles und viel zu wenig wahr- und ernst genommenes Thema sowie einer beachtlichen Leistung der Hauptdarstellerin Claudia Eisinger hat mich der Film sehr begeistert. Wer es bereits gefühlt hat, fühlt sich absolut verstanden.